5 Min. aktualisiert am 21.02.2022

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Gefährliche Gäste: Zecken als Risiko

Ein Zeckenstich ist eigentlich keine große Sache. Doch können die kleinen Krabbelviecher zwei gefährliche Krankheiten übertragen: Borreliose und die Entzündung FSME. Gegen letztere kann man sich per Impfung schützen. Generell gilt: Besser schon vorbeugend einen Zeckenstich vermeiden.

Was sind Zecken?

Kein Insekt, sondern eine kompakte Spinne mit acht Beinen, das sind kurz gesagt Zecken. Sie sind nur ein paar Millimeter groß – erst wenn sie sich mit Blut vollgesogen haben, schwillt ihr Körper an. Sie ernähren sich vom Blut von Säugetieren, zum Beispiel Rehen oder Rotwild. Sie stechen aber auch Menschen und ihre Haustiere.

Übrigens: Auch wenn man umgangssprachlich von einem Zeckenbiss spricht, so handelt es sich genau genommen um einen Stich. Deshalb verwenden wir hier den Begriff Zeckenstich.

Wann sind Zecken aktiv?

Zeckensaison ist theoretisch von März bis November, also grob gesagt vom Frühjahr bis zum Herbst. Sie überwintern im Boden. Aber in mildem Klima sind Zecken auch im Winter aktiv und können stechen. Zecken mögen es warm und feucht, auch eine hohe Luftfeuchtigkeit. Übrigens sind Zecken auch nachts aktiv.

Wo sind sie aktiv?

Zecken gibt es überall in Deutschland und auch im Ausland kommt man mit ihnen in Kontakt. Besonders gefährlich ist der Kontakt mit Zecken in so genannten Risikogebieten, weil die Zecken dort die Krankheit FSME übertragen. In Deutschland ist der gesamte Süddeutsche Raum Risikogebiet, einschließlich Baden. Man kann die Risikogebiete beim Robert-Koch-Institut immer aktuell nachsehen. Infos zu Gesundheitsrisiken und Impfempfehlungen im Ausland gibt das Auswärtige Amt bei den Reise- und Sicherheitshinweisen zu den einzelnen Ländern.

Wo kommt man in Kontakt mit Zecken?

Besonders wohl fühlen sich Zecken in hohem Gras, auf Büschen oder in feuchtem Laub. Beim Hindurchlaufen oder Vorbeigehen streift man Zecken einfach ab. Mit langen Hosenbeinen ist das weniger ein Problem; eine kurze Hose, offene Schuhe oder weite Hosenbeine bieten Zecken jedoch die Möglichkeit, sich an der Haut festzusaugen.

Zecken lassen sich übrigens nicht von Bäumen fallen – ein Spaziergang im Wald oder in der Natur ist also unproblematisch, wenn man auf den Wegen bleibt.

Da sich auch Hunde und Freigängerkatzen Zecken einfangen können, sollten sie auch entsprechend geschützt werden. Denn Kinder können sich beim Spielen mit dem Hund auch aus dessen Fell ein Krabbeltier holen. Geschützte Haustiere sind also auch ein Schutz für Kinder und Eltern.

Warum sind Zecken für Kinder gefährlich?

Zecken können beim Stechen Krankheiten übertragen. Gegen eine davon gibt es eine Impfung, die allerdings in der Regel erst ab dem 3. Lebensjahr verabreicht wird. Bis dahin sind Kleinkinder also ungeschützt.

Außerdem sind Kinder durch Zecken etwas mehr gefährdet als Erwachsene, weil sie kleiner sind und damit Zecken nicht nur mit den Beinen abstreifen, sondern auch mit dem Körper, wenn sie sich in Grün und Gras bewegen. Zecken sitzen dann unter Umständen sogar am Kopf.

So schützen Sie ihr Kind vor Zeckenstichen:

  • Am besten lange Hose tragen, geschlossene Schuhe und Socken über die Hosenbeine anziehen. So kann keine Zecke von unten in die Kniekehle oder zwischen die Zehen wandern.
  • Helle Kleidung ist besser als dunkle, da man darauf Zecken besser sieht.
  • Insektenmittel aus dem Drogeriemarkt oder der Apotheke wirken einige Stunden gegen Zecken. Am besten nicht nur auf Haut und Haar, sondern auch auf die Kleidung sprühen.

Welche Krankheiten können Zecken auslösen?

Es sind zwei unterschiedliche Krankheiten, die der Stich einer Zecke auslösen kann: Borreliose und Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), eine Entzündung des Gehirns und der Hirnhäute.

Borreliose

Die Borreliose lösen Bakterien aus, die so genannten Borrelien. Das Tückische an der Borreliose ist, dass sie schwer zu erkennen ist und dass es kein Mittel gegen ihre Auswirkungen gibt.

Die Infektionskrankheit Borreliose hat keinen typischen Verlauf; sie kann verschiedene Organsysteme betreffen, insbesondere die Haut, das Nervensystem und die Gelenke.

Da es zwischen einigen Tagen und bis zu einigen Monaten dauert, bis eine Borreliose sich ausbildet, kann ein Zeckenstich bei unklaren Krankheitssymptomen schon vergessen sein. Daher ist es wichtig, Zeckenstiche nachzuhalten und so gegebenenfalls als Auslöser einer Erkrankung auch noch mit zeitlichem Abstand benennen zu können.

Die Symptome sind unklar. Häufig ist die so genannte Wanderröte, eine ringförmige Hautrötung um den Stich oder an anderen Körperstellen, die sich in der Größe verändert. Weitere typische Krankheitssymptome sind Fieber, Muskel- und Kopfschmerzen und Müdigkeit. Sehr schmerzhaft ist eine Erkrankung des Nervensystems, die sich unter anderem in Taubheitsgefühlen, Seh- oder Hörstörungen zeigt. Zunächst kein Problem für Kinder sind die möglichen Langzeitfolgen einer Borreliose, wie eine Arthritis in den Kniegelenken oder andere chronische Entzündungen an Körperenden wie Fingern oder Zehen.

Positiv ist: Eine Zecke muss lange saugen – mindestens zwölf Stunden –, bis sie die Borrelien auf ihren „Wirt“ überträgt. Wenn man sich und seine Kinder also nach einem Tag im Freien sofort absucht und Zecken entfernt, senkt man die ohnehin nicht hohe Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung.

Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME)

FSME wird durch Viren übertragen, und das relativ rasch bei einem Stich. Absuchen des Körpers nach Zecken ist zur Vorbeugung von FSME also nicht schnell genug.

Der Verlauf einer Erkrankung mit FSME bei Kindern ist in der Regel recht mild. Dennoch kann sie gefährlich sein. Die Symptome ähneln zu Beginn denen einer Erkältung: Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen treten auf. Bei schwerem Verlauf kann es zu einer Entzündung von Gehirn und Hirnhäuten kommen. Das Gute: In den meisten Fällen heilt eine Frühsommer-Meningoenzephalitis ohne Folgeschäden aus.

Impfung gegen FSME

Man kann sich durch eine Impfung vor FSME schützen. Der oder die Hausärztin beraten dazu. Kinder können in der Regel ab drei Jahren geimpft werden – hierzu berät der oder die Kinderärztin.

Die Impfung gegen FSME wird empfohlen für Menschen, die in Risikogebieten leben und sich viel im Freien aufhalten. Aber auch für Urlaubsreisen kann es nötig und sinnvoll sein, sich impfen zu lassen.

Was tun, wenn ein Kind eine Zecke hat?

Nach dem Spielen im Wald, im Park, in der Natur suchen Sie Ihr Kind gründlich nach Zecken ab. Und zwar von Kopf bis Fuß, denn Zecken mögen dünne Haut und feuchte Körperstellen: Haaransatz, Ohren, Hals, Achseln, Ellenbeuge, Bauchnabel, Genitalbereich oder Kniekehle.

Findet man eine Zecke, die sich festgesaugt hat und schon einen prallen Körper hat, geht man am besten so vor:

  • Wichtig ist, die Zecke sofort zu entfernen.
  • Nutzen Sie dazu eine Pinzette oder ein Zeckenentfernungsinstrument, mit dem man das Krabbeltier noch besser greifen kann.
  • Fassen Sie die Zecke nicht am vollgesogenen Körper an, sondern direkt am Kopf. Denn wird sie gequetscht, steigt das Risiko, dass die Zecke Viren oder Bakterien überträgt.
  • Ziehen Sie sie vorsichtig und gerade heraus – Drehen ist nicht nötig.
  • Verwenden Sie keine Flüssigkeiten wie Öl, Klebstoff oder Nagellack, um die Zecke abzutöten – das steigert nur das Risiko.
  • Desinfizieren Sie die Wunde und beobachten Sie sie.

Wann sollte man nach einem Zeckenstich zum Kinderarzt?

Sie haben eine Zecke wie oben beschrieben vorsichtig entfernt? Beobachten Sie die Einstichstelle und Ihr Kind in den nächsten Tagen. Rötet sich die Stelle, ist das ein Zeichen für eine Entzündung. Ist die Stelle von einer ringförmigen Rötung umgeben, kann es sich um eine so genannte Wanderröte handeln. Eine Wanderröte kann auch an anderen Stellen des Körpers auftreten. So oder so – sie deutet auf eine Infektion mit Borrelien-Erregern hin: ein Grund, den Arzt aufzusuchen!

Gleiches gilt für den Fall, dass Ihr Kind nach einem Zeckenstich erkältungsähnliche Anzeichen hat, zum Beispiel Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen oder allgemeine Mattigkeit.

Nützliche Links rund um Zecken und Gesundheitsvorsorge

Die Seite Kindergesundheit-Info der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung BZGA hält praktische Informationen rund ums Thema bereit. Dort gibt es (ganz runterscrollen) auch Materialien, die sich direkt an Kinder im Kita-Alter richten.

Beim Robert-Koch-Institut kann man sich durch häufig gestellte Fragen zu Zecken und FSME-Impfung klicken.

Infos für Kinder und ein Zecken-Quiz gibt es bei Geolino .