5 Min. aktualisiert am 25.01.2022

BGV Family

Stress lass nach! Zeitmanagement für Familien

Es ist gar nicht so einfach, die Termine, Gewohnheiten und Bedürfnisse einer mehrköpfigen Familie unter einen Hut zu bringen. Besonders Kinder haben manchmal eng getaktete Einträge im Kalender. Wie Familien die Balance finden, lesen Sie im Folgenden.

Kinder haben noch kein Zeitgefühl

Alle Eltern kennen es: Sie müssen morgens pünktlich zum Job kommen und die Kinder auf dem Weg noch in Kita und Schule abzusetzen. Doch schon bevor sie das Haus verlassen, sind sie nassgeschwitzt. Kind eins spielt seelenruhig mit der Ritterburg, Kind zwei hat sich umentschieden und möchte andere Kleidung tragen, und Kind drei muss nochmal aufs Klo. Schon verwandelt sich der Zeitplan in ein Rennen gegen die Zeit. Warum ist das so? Ein Grund: Kinder entwickeln erst zwischen fünf und sieben Jahren ein Gefühl für die Zeit. Warum das morgendliche Spiel schnell zu Ende gebracht werden soll, können sie nicht verstehen. Sie leben – einfach ausgedrückt – in ihrer eigenen Zeit. Das muss man wissen, um ihr hartnäckiges „Schnellnochzuendespielen“ nicht als Trotz oder Ungehorsam aufzufassen – sie verstehen nicht, dass sie damit ihre Eltern gehörig aus der Ruhe bringen.

Tipp: Wenn Kinder wissen wollen „Wie lange nooooooch?“, dann helfen einfache Infos wie „bis zum Mittagessen“ oder „Wir fahren, wenn du dein Hörspiel zu Ende gehört hast.“ Konkrete Angaben wie „noch zwei Mal schlafen“ sind einfacher zu verstehen als „übermorgen“.

Wie viele Hobbys sind gut für ein Kind?

Doch nicht nur die Zeitvergessenheit kleinerer Kinder kann für Eltern ein wahrer Stressfaktor sein – schließlich müssen sie den Familientanker einigermaßen auf Kurs halten -, sondern auch der volle Terminkalender ihres Nachwuchses. Fußballtraining, musikalische Früherziehung, Kindertanzkurs, Hockey, Schwimmengehen, später Gamen und Skaten ... Eltern meinen es gut. Wieviel Hobby gut für ein Kind ist, haben sie dabei manchmal nicht im Blick. Als Faustregel: zwei Hobbys sind mehr als ausreichend für Grundschulkinder. Es geht ja darum, sie in ihren Interessen zu fördern, nicht, sie zu Multitalenten auszubilden. Zwei verplante Nachmittage lassen genug Zeit, sich mit anderen Kindern zum Spielen und Toben zu verabreden, oder auch mal Muße zum Nichtstun haben.

Wie viele Hobbys für Teenager gut sind, hängt von mehreren Faktoren ab: Sind sie vielseitig interessiert oder konzentrieren sie sich ganz auf eine Sportart oder ein Instrument? Welche Art von Schule besuchen sie? In manchen Schulen gibt es nachmittags tolle Angebote zum Lernen und Kreativsein. Dann braucht es nicht noch zusätzlich Musikunterricht. Können sie sich gut organisieren und motivieren? Schließlich warten zwischen Chorprobe und Programmier-AG ja auch noch Hausaufgaben!

Tipp: Sicher meinen es Eltern gut, die ihr Kind besonders fördern wollen. Wenn sie merken, dass ihr Kind weniger begeistert ist, Tennis zu spielen oder Oboe zu lernen, können sich Eltern fragen: Worum geht es hier? Die eigenen Wünsche – vielleicht sogar verpasste Chancen -, oder die des Kindes? Und: Kinder müssen nicht immerzu Höchstleistungen bringen. Wichtig ist, dass es ihnen Freude macht und dass sie sich persönlich weiterentwickeln können.

Stressfaktoren im Familienleben identifizieren

Selbst wenn der Terminplan für das Mittlere Kind ganz prima und individuell auf seinen Bedarf angepasst ist, kann es zu Stress führen, wenn man die Hobbys und Termine jedes Familienmitglieds organisatorisch bewältigen muss – Sportkleidung will gewaschen sein, das Musikinstrument geübt und dabei die Hausaufgaben nicht vergessen sein. Und nicht zu vergessen: Irgendwann müssen die Eltern auch mal durchschnaufen und ihre Batterien aufladen. Deshalb muss ein Stresstagebuch her. Darin notieren Sie alle Momente, in denen Sie sich an dem Tag gestresst gefühlt haben. Klar, das zu führen, bedeutet eine neue Verpflichtung, aber das ist ja nur ein paar Wochen zu führen. Dann werden die Muster schon sichtbar, die Eltern überfordern und dadurch Kinder auch verunsichern.

Ein wichtiger Aspekt in der Überforderung vieler Familien ist der Umgang mit dem so genannten Mental Load , also damit, die vielen Dinge im Auge zu haben, die ein Familienalltag so mit sich bringt: Arzttermine ausmachen, Frisörtermine festmachen, Geschenke für Kindergeburtstage besorgen, Kleidung kaufen, Schulmaterialien bereitlegen, die innerfamiliäre Kommunikation pflegen, Lebensmittel einkaufen, den Haushalt in Schuss halten, das Auto zur Inspektion bringen, den Reisepass erneuern lassen ... Häufig landet ein überproportionaler Anteil dieser ständigen Denk- und Organisationsarbeit bei einem der beiden Elternteile. In der Regel bei der Person, die „nur“ Teilzeit arbeitet. Absprachen und Umverteilung können Entlastung bei dieser unsichtbaren Belastung schaffen.

So kommt Ruhe in die Familienplanung

Jeder Mensch hat seinen eigenen Rhythmus. Menschen werden krank, Kinder haben Entwicklungsschübe, Trotzphasen, pubertieren. In all diesen Phasen kann man von niemandem verlangen, einen Alltag im Laufschritttempo zu bewältigen. Niemand kann immer einfach funktionieren – zumindest nicht, wenn man Kinder und ihre Bedürfnisse ernst nimmt.

Deshalb ist es wichtig, Schreianfälle, Nein-Momente, Kinderkrankheiten oder die erste Periode mit einzuplanen und im Zeitplan immer Puffer zu haben. Denn sachliches Erklären hilft nicht, wenn die Strumpfhose die falsche Farbe hat, in der man völlig unmöglich in die Kita gehen kann! Früher aufzustehen um des lieben Friedens willen mag ein bisschen öde klingen, aber es hilft im Alltag.

Genauso großmütterlich-abgedroschen klingen weitere Haushaltsregeln: feste Rituale einführen, die Sicherheit geben, nach Wochenplan kochen und diesen am besten gleich mit den Kindern aufstellen. Dinge vorbereiten: Kleidung der Kinder schon am Vortag rauslegen, Frühstückstisch decken, Pausenbrote schmieren und im Kühlschrank frisch halten.

Lob der Langeweile: für Freiräume und spontanes Spiel

So richtig gepflegt herumgammeln? – Das ist keine Zeitverschwendung, sondern wertvolle Zeit für die ganze Familie. Eltern müssen sich erholen (dürfen). Nur, weil sie nichts vermeintlich Nützliches tun, stehen sie nicht automatisch für eine Aktivität zur Verfügung. Jedem sei ein Sonntagsnickerchen gegönnt!

Und die Kinder? Brauchen sie nicht anregende Beschäftigung und Förderung? Im Prinzip ja, aber nicht immer. Es ist es wichtig, dass sie lernen, dass ihre Eltern nicht immer zur Verfügung stehen, um Unterhaltungslücken zu füllen. Das ruft – zugegebenermaßen – erstmal Frust und Quengeln hervor, denn es will gelernt sein, sich selbst zu beschäftigen. Die Momente ohne Programm sind es dann aber auch, die Kreativität freisetzen und Entwicklung ermöglichen. Kinder bewusst auch mal nicht zu beschäftigen, ist also ein wertvoller Teil der Erziehung. Denn wenn das Spielzeug langweilig, das Haustier ausreichend beschmust und auch sonst alle Lieblingsaktivitäten erschöpft sind, entsteht Leerlauf. Doch das kindliche Gehirn ist gerade auf Neues, Spannendes aus. Wenn es keine Impulse von außen gibt, werden Kinder ihre Fähigkeit entdecken, sich Spiele und Beschäftigung selbst auszudenken. Dieser Aufbruch aus eigener Kraft ist ein großes Geschenk – und er stärkt das Selbstbewusstsein.

Familienkalender: hier laufen die Fäden zusammen

Um die vielen Aktivitäten aller Familienmitglieder übersichtlich für alle sichtbar zu halten, empfiehlt sich ein Familienkalender. Darin hält man alles fest – vom Frisörtermin über den Elternabend, den Geigenunterricht bis zur Fortbildung, den Wocheneinkauf, den Besuch der Großeltern oder den Übernachtungsbesuch für die Kinder. So wird schon optisch klar, wenn sich Termine knubbeln und Stress entstehen kann, oder wenn mehrere Personen das Auto benötigen. Ob ein analoger Papierkalender zur Familie passt oder besser die Eltern die Familientermine digital verwalten – das hängt von der Familie ab. Hier die beiden Möglichkeiten im Vergleich:

Familienkalender analog

Eine Möglichkeit ist ein richtig schön altmodischer Papierkalender mit Spalten für jede Person im Haushalt, wie dre Familienkalender vom BGV. Der sollte so hängen, dass man leicht draufschauen kann und Dinge ergänzen, streichen, schieben kann. Vorteil ist: Er ist leicht zu handhaben, sieht meistens hübsch aus und bezieht auch die Kinder mit ein.

Familienkalender digital oder per App

Die andere Möglichkeit ist es, den Familienkalender als App zu führen oder sich die Kalender wechselseitig freizuschalten. Das hat den Vorteil, dass man ihn auch außerhalb des Hauses immer dabeihat und so auch in der Arztpraxis oder auf der Arbeit einen Blick hineinwerfen kann. Aber die handschriftlichen Korrekturen und die Schnelligkeit des Papierkalenders kann er nicht gut ersetzen.